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Phoenix darf Gebärdensprache im Programm nicht abschaffen

Dienstag, den 09. Juli 2013 um 13:10 Uhr

Grafik einer Gesprächssituation in DGS mit DolmetscherinDas Projekt Di-Ji kritisiert die Ankündigung des Fernsehsenders Phoenix, die Übertragung der Nachrichtensendungen „Tagesschau“ und „heute journal“ in Gebärdensprache einzustellen. Dass Phoenix gleichzeitig ein Untertitelungsangebot in seinem Programm einführen will, sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, so Di-Ji-Projektleiter Prof. Christian Bühler, „aber die Gebärdensprache darf dafür nicht wegfallen.“

Die Programmverantwortlichen begründeten den geplanten Schritt mit dem Ziel, „einem möglichst breiten Kreis von Zuschauerinnen und Zuschauern einen barrierefreien Zugang zu unserem Programm zu ermöglichen“ - für Di-Ji-Projektleiter Prof. Dr. Christian Bühler eine Mogelpackung. Denn die deutsche Schriftsprache ist für von Geburt an gehörlose Menschen, deren Muttersprache die Deutsche Gebärdensprache ist, eine Fremdsprache und damit nicht im vollen Umfang verständlich. Dies belegen zahlreiche Studien.

Die Schriftsprache wäre in vielen Fällen eine zusätzliche Barriere. „Das Untertitelungsangebot ist deshalb keine Ausweitung des Angebots für Gehörlose, sondern eine Einschränkung, wenn gleichzeitig die Übertragung der Gebärdensprache entfällt“, unterstreicht der Di-Ji-Projektleiter.

Hinzu kommt: „Beim Untertiteln entsteht aus Zeit- und Platzgründen häufig ein Kompromiss aus gesagtem und geschriebenem Wort, der die Inhalte verändern kann.“ Statt zur Barrierefreiheit beizutragen, nehme der Sender in Kauf, dass eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen vom wichtigen, nachrichtlichen Programm ausgeschlossen werde.

Di-Ji verweist außerdem auf die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung 2.0, die die Forderung nach Informationen in Gebärdensprache enthält: Die Vorgaben gelten auch für ARD und ZDF als Anstalten des öffentlichen Rechts.

Inzwischen hat Phoenix nach zahlreichen kritischen Stimmen eingelenkt und wird die beiden Nachrichtensendungen zunächst weiter in Gebärdensprache übersetzen. „Der Sender nimmt diese Kritik ernst und wird deshalb das Gespräch mit den Verbänden suchen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, begrüßte dies. „Allerdings ist nicht akzeptabel, dass der Sender sich nicht klar dazu bekennt, das Angebot dauerhaft fortzuführen“, so Hüppe. Hüppe setzt sich darüber hinaus dafür ein, einen Gebärdensprachdolmetscher zukünftig direkt bei „Tagesschau“ und „heute journal“ im Hauptprogramm von ARD und ZDF zu zeigen. Er möchte die Belange gehörloser Menschen mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

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