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Nutzung des Intra- und Internets durch Menschen mit Behinderung

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  1. Nutzung des Intra- und Internets durch Menschen mit Behinderung
  2. Gründe für ein barrierefreies Intra- und Internet
  3. Grundlagen der BarrierefreiheitGrundlagen der Barrierefreiheit
  4. Wie nutzen Menschen mit Behinderung den PC?
  5. Zugang zum PC für sehbehinderte und blinde Anwender (angezeigt)
  6. Zugang zum PC für hörgeschädigte und gehörlose Menschen
  7. Zugang zum PC für manuell-motorisch eingeschränkte Menschen
  8. Zugang zum PC für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lern- und Sprachbehinderungen
  9. Material und Verweise

Das Spektrum von Sehbehinderungen reicht vom vollständigen Verlust des Sehvermögens (Blindheit) über eingeschränkte Sehfähigkeit bis hin zu Farbfehlsichtigkeit.

Zugang zum PC bei Blindheit

Blinde Menschen erhalten Informationen entweder akustisch über die Audio-Ausgabe oder taktil über die Braille-Zeile (siehe Abbildung 1).

Ein Screenreader – oder auch Bildschirmauslese-Programm – ist eine Software, die die Bildschirminformationen eines PCs analysiert, interpretiert und akustisch ausgibt. Das Programm liest dem blinden Anwender den aktuellen Bildschirminhalt vor und der Nutzer kann anhand der gehörten Informationen mit dem PC arbeiten.

Da die Bedienung des PCs und das Verständnis der ausschließlich akustisch wahrnehmbaren und oftmals komplexen Bildschirminformationen schwierig und unkomfortabel ist, wird häufig eine Braille-Zeile hinzugenommen. Sie ergänzt die Information über einen weiteren Sinneseindruck und übermittelt dem Anwender die genaue Schreibweise.

Eine Braille-Zeile ergänzt die herkömmliche PC-Tastatur. Durch acht bewegliche Stifte können auf der Braille-Tastatur Buchstaben, Zahlen und weitere Zeichen dargestellt werden, die der Anwender mit seinen Fingern erfühlt. Eine Braille-Tastatur dient ausschließlich der Datenausgabe und nicht der Eingabe.

Eine Braille-Tastatur im BetriebAbbildung 1: Eine Braille-Zeile im Betrieb

Sowohl für einen Screenreader als auch für die Braille-Zeile ist es notwendig, dass die zu vermittelnde Information als Text und nicht ausschließlich in anderer Form, beispielsweise grafisch, vorliegt, da nur Text durch diese Instrumente ausgegeben werden kann.

Grafiken, die geschriebenen Text oder eine andere visuelle Information enthalten, sind ohne ein Text-Äquivalent für einen blinden Menschen nicht wahrnehmbar. Häufig wird bei Inter- bzw. Intranet-Seiten die Navigation über Grafiken realisiert. Sind diese Grafiken nicht mit einem dem Menüpunkt äquivalenten Alternativtext versehen, sind die Navigation und damit die gesamte Seite für einen blinden Menschen nicht benutzbar.

Neben Grafiken stellen auch multimediale Inhalte wie Videos eine unzugängliche Information dar, wenn sie nicht akustisch oder in Textform beschrieben werden.

Damit ein Screenreader effizient arbeiten und dem Anwender eine komfortable Navigation auf Inter- oder Intranet-Seiten ermöglichen kann, ist es notwendig, dass die Inhalte der Seiten sorgfältig bearbeitet und strukturiert sind.

Strukturierende Elemente sind beispielsweise Überschriften und Listen. Sie erlauben es dem Anwender gezielt einzelne Elemente der Struktur zu erreichen, ohne sich immer zuvor durch den gesamten Inhalt, der sich vor dem jeweiligen Element befindet, bewegen zu müssen.

Aussagekräftige Linktexte erlauben dem Anwender, das Ziel eines Hyperlinks nur auf Basis des Linktextes und kontextunabhängig zu erkennen. So können blinde Menschen sich mit einer Linkliste einer Seite einen Überblick über weitere Navigationsmöglichkeiten verschaffen. Lauten Linktexte hingegen lediglich "hier" oder "hier klicken", so werden sie nur in engem Zusammenhang mit dem sie umgebenden Inhalt verstanden. In diesem Fall ist es notwendig, den gesamten Kontext des Links aufzunehmen um zu unterscheiden, ob ein Link für den Benutzer relevant ist oder nicht. Die durch den Einsatz eines Screenreaders bereits reduzierte Geschwindigkeit der Informationsaufnahme wird dadurch unnötig weiter gesenkt.

Auch eine korrekte Auszeichnung bei einem Sprachwechsel innerhalb eines Textes ist im Zusammenhang mit einer sorgfältigen Aufbereitung des Inhalts zu nennen: Screenreader orientieren sich an dem im öffnenden HTML-Tag angegebenen "lang"-Attribut, um für die Audio-Ausgabe einer Seite die entsprechende Sprache zu laden. Enthält ein Text Worte oder gar ganze Abschnitte in einer anderen Sprache als der geladenen, so kann der Screenreader diese Worte nicht oder nur sehr schwer verständlich (etwa mit falscher Betonung) wiedergeben.

Daneben stellen auch moderne Skriptsprachen wie Javascript, Flash oder ActiveX Screenreader vor Probleme, da sie die mit diesen Skriptsprachen vermittelten Informationen und Aktionen möglicherweise nicht lesen und im Anschluss akustisch ausgeben können.

Um eine Seite mit einem Screenreader bedienen zu können, ist eine semantisch korrekte Verwendung von X/HTML-Sprachelementen nötig.

Viele Screenreader-Anwender navigieren beispielsweise über die auf einer Webseite enthaltenen Überschriften. Werden Überschriften nicht mit den Sprachelementen sondern durch eine rein optische Formatierung realisiert, ist eine solche Bedienung nicht möglich.

Ähnlich verhält es sich beim Einsatz von Layout-Tabellen zur Positionierung einzelner Seitenelemente. Sind durch die Formatierung einzelne Tabelleninhalte optisch leicht als zusammengehörig erkennbar, ist dies in einer vom Screenreader vorgelesenen, linearisierten Form nicht gewährleistet. Somit können Zusammenhänge verloren gehen und eine damit verbundene Information ist nicht zugänglich.

Auch bei Formularen, die zum Positionieren der einzelnen Elemente Layout-Tabellen verwenden, kann dieser Effekt auftreten. Dann befinden sich beispielsweise die Beschriftungen zu Formularelementen logisch nicht mehr direkt vor oder über dem zugehörigen Element und es ist nicht länger identifizierbar, welche Beschriftung zu welchem Element gehört.

Viele Intra- und Internet-Lösungen sehen eine Bedienung mit den klassischen Eingabegeräten Maus und Tastatur vor.

Für blinde Anwender ist die Bedienbarkeit einer Intra- oder Internetseite allein durch die Tastatur notwendig.

Sind also Elemente nur mit der Maus bedienbar, so können Anwender, die auf eine Audio-Ausgabe angewiesen sind, sie nicht nutzen. Solange es sich dabei lediglich um Elemente handelt, die der Verschönerung (etwa optische "mouseover"-Effekte) dienen, ist dies nicht problematisch. Sind aber grundlegende Funktionen wie die Navigation nur mit der Maus bedienbar, ist die Funktionalität eingeschränkt und eine alternative Lösung notwendig.

Zugang zum PC bei eingeschränkter Sehfähigkeit und Farbfehlsichtigkeit

PC-Benutzer mit eingeschränkter Sehfähigkeit verfügen oft über einen großen Bildschirm mit individuellem Farbschema und einer Schriftvergrößerung. Reichen diese Anpassungen zur Wahrnehmung des Bildschirminhalts nicht aus, wird eine Bildschirmvergrößerung eingesetzt, die Teile des Bildschirminhalts vergrößert darstellt. Abhängig von den individuellen Bedürfnissen des Nutzers kann eine Vergrößerung auf das bis zu 32-fache der ursprünglichen Größe erfolgen. Darüber hinaus ist auch eine Kombination einer Vergrößerungs-Software mit Screenreader oder Braille-Zeile möglich. Die größten Barrieren stellen für sehbehinderte Menschen nicht individuell einstellbare Schriftgrößen, Hintergrund und Schriftfarben dar. Abbildung 2 stellt beispielhaft einen Text mit einem zu geringen Farb- und Helligkeitskontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe dar.

Eine dunkelblaue Schrift auf einem hellblauen Hintergrund Abbildung 2: Text mit geringem Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe

Generell stellt die farbliche Gestaltung von Schaltflächen, Grafiken und Schriften ein häufiges Problem dar. Ausschließlich über Farbe transportierte Informationen können von farbfehlsichtigen Menschen oft nicht korrekt wahrgenommen werden.

Werden Links in einem Fließtext nur über eine rote Schrift und ohne eine für Links typische Unterstreichung als solche gekennzeichnet, nimmt ein farbfehlsichtiger Mensch (in Deutschland etwa 8 Prozent der Männer) diese vermutlich nicht korrekt wahr. Ein Beispiel zur Wahrnehmung von Farben durch einen rot-grün-blinden Menschen ist in Abbildung 4 zu sehen.

Eine Grafik mit hellgrünem Hintergrund und einer dunkelgrünen Kontur im Vordergrund. Auf dem dunkelgrünen Grund ist ein orangefarbener Kreis zu sehen. Abbildung 3: Original-Grafik

Darstellung von Abbildung 3 als Simulation einer Deuteranope Dyschromatopsie, der orangefarbene Punkt ist nicht mehr erkennbar Abbildung 4: Wahrnehmung der Grafik aus Abbildung 3 durch einen rot-grün-blinden Menschen

Es ist ersichtlich, wie der orangefarbene Punkt aufgrund seines zu geringen Kontrasts zur Hintergrundfarbe für einen farbfehlsichtigen Nutzer mit dem Hintergrund verschmilzt und somit nicht mehr davon unterschieden werden kann.

Viele Nutzer mit Sehbehinderungen verwenden eigene Farbschemata, da sie zum Teil die gewöhnliche Darstellung mit schwarzer Schrift auf weißem Grund als zu blendend empfinden.

In diesem Zusammenhang kann daher bei Verwendung von Grafiken im GIF-Format (mit transparenten Hintergründen) das Problem auftreten, dass die Vordergrundfarbe der Grafik der vom Nutzer individuell eingestellten Hintergrundfarbe entspricht. Dadurch kann die Grafik nicht länger erkannt werden (beispielsweise schwarzes Bild auf schwarzem Hintergrund).

Neben diesen speziellen Barrieren gelten ergänzend auch die für blinde Nutzer im vorigen Abschnitt skizzierten Zugänglichkeitsprobleme. Dies gilt insbesondere für Navigationsstrukturen, die durch Schriftgrafiken konstruiert sind. Ohne entsprechende Alternativ-Texte sind solche Navigationen für sehbehinderte Nutzer nur sehr schwer oder nicht nutzbar.

 

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